weiterführende Informationen

Hier finden Sie Erfahrungsberichte von Betroffenen sowie Berichte von besuchten Kongressen und Informationsveranstaltungen.

Referat Dr. Strum in München-Planegg am 9.5.2009

Folie 1- 9.

 

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Liebe Patienten und Kollegen! Ich freue mich hier zu sein um mit Ihnen meine Erfahrungen von 26 Jahren auf dem Gebiet Prostatakrebs mit Ihnen zu teilen. In dieser Zeit war ich sicher in die Therapie von vielen tausend Patienten eingebunden.Es ist das Ergebnis kollegialer Zusammenarbeit wenn wir diese Erkrankung langsam besser verstehen.Dieser Prozess macht es möglich unseren Kameraden besser zu helfen.

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Die Themen die Sie besonders interessieren sind oben angezeigt. Schlüsselarbeiten finden Sie über die URL Zuordnung. Da die Vortragszeit begrenzt ist möchte ich nur auf 2 oder 3 der oben genannten Themen genauer eingehen. Alle Unterthemen hängen miteinander zusammen – als Ausdruck der integrativen Eigenschaften von Biologie – ein bevorzugtes Thema für alle die versuchen lebende Systeme zu verstehen.

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Ärzte und Patienten verlieren oft den Blick für die Ziele der Patientenbetreuung. Das Wohlergehen des Patienten sollte im Mittelpunkt stehen. Zu oft werden im Rahmen von Patientenveranstaltungen medizinische Details vermittelt aber Konzepte ignoriert. Lebensqualität, Gesamtüberleben, krankheitsspezifisches Überleben sind wichtige Messparameter für jeden von uns – bei jeder Krankheit.Beim Prostatakrebs sind die treibenden Kräfte hinter diesen Behandlungsergebnissen : die Natur des Prostatakarzinoms, die Ausdehenung oder das Stadium und das Tumorvolumen. Einige beteiligte Einflußfaktoren für diese treibenden Kräfte sind in dem Dia oben zusammengestellt.

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Die Medizin ist viel einfacher zu verstehen wenn wir auf alle Tests schauen: die Krankengeschichte, die körperliche Untersuchung, Laborergebnisse, Radiologie – als biologische Zeichen die in unserer Situation von Bedeutung sind – unser Status. Ohne diese so vollständig wie möglich zusammengestellten Informationen können wir keine intelligente Behandlungsstrategie – basierend auf dem individuellen Status – entwerfen. Der Status bestimmt die Strategie. Das ist für mich das wichtigste Konzept in der Biologie. Wenn Sie das beherzigen und bei Ihrer Auseinandersetzung mit Prostatakrebs oder einer anderen Erkrankung nicht vergessen werden Sie die Wahrscheinlichkeit für einen Behandlungserfolg deutlich erhöhen.

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Wenn wir ein Problem haben fragen wir uns: „Was sind seine Ursachen, wo liegen die Lösungen auf Basis der aktuellen Gegebenheiten?“ Bei dem Einmarsch in den Irak hätten wir in der Tat mehr Informationen über die Anwesenheit von Massenvernichtungswaffen haben und bewerten sollen… Was wir Ärzte im Rahmen unserer Forschungsarbeit üblicherweise tun, ist eine Art Durchschnittsbildung von Unterschieden: unsere Einzigartigkeit wird zum Median, Methoden und Analysen unterworfen. Wir vergessen, dass wir einzigartige biologische Wesen sind. Die Bedeutung des Status wird bei allen wichtigen klinischen Entscheidungen deutlich (siehe oben). Hier wird die Basis oder die Quelle des Status deutlich, wie vorher schon gezeigt. Weil wir in der Tat einzigartige biologische Systeme sind sollten wir verstehen, dass viele Details die sozusagen die Quelle für unseren Status bilden, eindeutig die Bewertung und das Management der Prostatakrebserkrankung diktieren. Daraus lässt sich ableiten wie groß die Sorge darüber sein muss, ob der Prostatakrebs wirklich lebensbedrohlich sein könnte.

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Dieses Dia und das nächste zeigen Elemente des Status in zwei Beispielen von klinischen Scheidewegen beim Prostatakrebs: Prävention und Diagnose. Ich bin davon überzeugt, dass man hier wesentlich mehr Zweige in diese beiden Folien einfügen könnte. Das Konzept das ich ihnen näher bringen möchte ist, dass wir sozusagen die Elemente der Prävention als Elemente des Status begreifen sollten. Es werden Befunde für den Patienten und Arzt ermittelt die darauf hindeuten, dass eine genaue Aufarbeitung aus Teilbereichen der Gesundheit erforderlich wird. Ich würde z.B. bei einem Mann mit einem Prostatakrebs in der Familienanamnese und einer Exposition gegenüber agent orange oder Kadmium – oder einem Mann der außergewöhnlich hoher UV-Strahlenbelastung ausgesetzt war, z.B. in großen Höhen als Pilot, Flugbegleiter, Bergsteiger usw. ein sehr viel strengeres Vorsorgeprogramm (und eine möglichst frühe Diagnose) empfehlen.

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Beim dem klinischen Scheideweg Diagnose überlege ich, welche Elemente der Evidenz mich dazu bringen würden, die Diagnose Prostatakrebs zu erhalten oder auszuschließen. Ich sehe mich selbst als eine Art medizinischer Detektiv (MD). Jedes Bit Information bedeutet mehr Information über den Status des Patienten. Mit diesen Befunden zusammen mit der Krankengeschichte und der körperlichen Untersuchung sollten den MD dazu bewegen mehr oder weniger Zusatzuntersuchungen anzufordern.

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Steht die Diagnose Prostatakrebs fest, wird das obige Flussdiagramm zum großartigen Werkzeug um das Behandlungsergebnis des Patienten zu optimieren. Dies ist eine Behauptung, die sich nach meiner Erfahrung mit 1000enden Prostatakrebspatienten als richtig erwiesen hat. Je mehr wir über Prostatakrebs lernen, umso mehr können diesem Schema weitere Punkte hinzugefügt werden. Wahrscheinlich werden auch einige Begriffe wegfallen oder durch andere ersetzt um die Strategie des Erfolgs weiter zu verfolgen. Z.B. werden Genexpressionssignaturen (GES) mehr und mehr Verwendung finden um Prostatakrebs und Prostatakrebs-Subtypen und damit seine Natur bezüglich seines biologischen Verhaltens zu identifizieren. In dem obigen Schema hat Combidex (Sinerem) Prostascint ersetzt und die Laborwerte TGF-Beta1 und IL6SR sind problematisch, weil nur wenige Labors diese Tests anbieten. LUTS bedeutet Symptome des unteren Harntrakts. Diese werden in dem AUA Symptom Score quantifiziert (siehe Ratgeber Prostatakrebs Appendix F).

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Diese Folie erscheint auf den ersten Blick kompliziert – lesen Sie „Ast für Ast“. Die Selbstbestimmung des Patienten bedeutet, dass der Patient selbst eine kritische Größe bei seiner eigenen Gesundheit ist. Offensichtlich bekommt das „quietschende Rad das Fett“. Das Ordnen der biologischen Daten mit allen Verästelungen bedeutet das Erstellen einer übersichtlichen Straßenkarte zur genauen Dokumentation des medizinischen Verlaufs. Dem kommt eine Schlüsselbedeutung in einer Strategie des Erfolgs zu, weil es sozusagen der Motor ist, der die Elemente des Status miteinander verbindet. Einige Beispiele von Teilen der medizinischen Dokumentation, die ich für ein erfolgreiches Management unerlässlich halte, sind das Strum Medical Formblatt (SMF), das Formblatt zur proaktiven integrativen Versorgung; Flussdiagramme, Formulare zur objektiven Dokumentation von Ergebnissen der Prostatabiopsie, radikalen Prostatektomie, Knochenszintigramm, endorektalen Kernspinuntersuchung mit Spektroskopie. Beispiele hierfür können Sie im Appendix F des „Ratgeber Prostatakrebs“ finden. Die Validierung des Gleason-Score durch einen auf Prostatakrebs spezialisierten Pathologen, die Bedeutung eines genaues Assay z.B. für die Messung von Testosteron und PSA, die Notwendigkeit die Labordaten grafisch als Kurven oder Trends darzustellen, werden gegenwärtig in einer Strategie des Erfolgs missachtet. Punkt 4 sollte meiner Meinung nach für die Bewertung aller Patienten mit irgendeiner schwerwiegenden Erkrankung per Gesetz verordnet werden. Die Anwendung von Nomogrammen und neuronalen Netzwerken bedeutet nichts anderes, als dass wir aus der Geschichte lernen, uns weiterentwickeln, um zu vermeiden immer wieder die gleichen Fehler zu machen. Diese Nomogramme oder artefizielle neuronalen Netzwerke können downgeloadet werden, z.B. auf www.PCRI.org. oder www.Prostatecalculator.org. und www.capcalculator.org. Die Ergebnisse des verfeinerten Stagings entwickeln sich aus den Ergebnissen dieser Nomogramme und neuronalen Netzwerke. Sie ermöglichen es eine genauere Strategie zu formulieren. Die individuelle Situation des Patienten und die Möglichkeit einen Experten zu konsultieren sind weitere Faktoren mit denen sich der Patient und seine Familie auseinandersetzen müssen.